Krivánska Malá Fatra (Nördliche Mala Fatra), Slowakei
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Freitag, 25.08. Zázrivá → Dolný Kubín (Unterkubin)
Bei einem kurzen
Rundgang frühmorgens unterhalb des Hotels fühlte ich mich an eine längst
vergangene Zeit erinnert. Vor einem Holzhaus im alten slowakischen Baustil
graste eine Kuh, die an einem Pfahl angebunden
war.
Eine alte Frau mit Kopftuch, ganz in Schwarz gekleidet, hackte Holz.
Hühner suchten nahe am Haus nach Futter. An einer Schnur auf der Wiese war
Wäsche aufgehängt. Der große Holzstoß vor dem Haus ließ erahnen, welche
langen und strengen Winter in dieser Gegend herrschen.
Dolný Kubín 468 m (deutsch Unterkubin), unser Tagesziel, war weit unten in der Ferne zu erkennen. Insofern mussten wir noch über 900 m lang hinunter marschieren. Leichter Regen setzte jetzt ein und es wurde unangenehm windig. Etwa 3 km abwärts befand sich jedoch die normalerweise bewirtschaftete „Chata na Kubínskej holi“ und wir freuten uns schon auf ein Essen. Als wir ankamen, renovierten Handwerker gerade Räume in einem Anbau. Im eigentlichen Gastraum fand ich den Vorarbeiter schnarchend am Tisch vor. Ich grüßte und fragte, ob es etwas zu essen und zu trinken gäbe. Er wachte auf und gab mir durch Zeichen zu verstehen, es sei geschlossen.
Sehr enttäuscht
mussten wir wieder Schusters Rappen satteln und gerade jetzt regnete es
auch noch stärker. Hinzu kam der schwer begehbare Pfad, der dicht mit
Brombeerranken überwuchert war. Dreimal hing ich im Dornengestrüpp fest
und musste wieder zurück, um wieder neu vorwärts zu kommen. Endlich
erreichten wir eine Teerstraße, die aber bei uns auch keine Wertschätzung
genießt. Durch Wiesen und Felder —
immer auf Asphalt — gelangten wir dann, am Schluss wieder im strömenden
Regen, zum City Hotel Park in Dolný Kubín (Unterkubin). Die Stadt hat 19.000 Einwohner
und liegt am Fluss Orava, der nach 112 km in Kraľovany in die Váh (Waag)
mündet. Besuchen sollte man die Fußgängerbrücke. Sie besteht aus
Holzplanken, die an Seilen hängen. Als wir sie überquerten, begann sie
fürchterlich zu schaukeln.
Lebst du
denn Mensch, noch immer in dem Glauben, Uneingeschränkt teilen wir seine Bewunderung, Achtung und Respekt der Natur gegenüber. Wanderetappe: 20 km |
In den Dörfern der Slowakei überwiegen Holzhäuser
Auf dem Weg zum Berg Minčol - Hirte mit seiner Kuhherde
An der Kubínska hoľa (Heide) am Berg Minčol haben wir den europäischen Fernwanderweg E3 verlassen
Unser Tagesziel —
Dolný Kubín
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Fußgängerbrücke über dem Fluss Orava in Dolný Kubín |
Samstag 26.08. Dolný Kubín (Unterkubin) → Veľké Borové Petrus war uns hold an diesem Tag.
Wanderetappe: 9 km |
Im Ort Oravský Podzámok steht auf einem 112 m hohem Felsen die Oravský hrad (Arwa-Burg)
Haupthof der
Oravský hrad
Eugen wurde in der Arwa-Burg an den Pranger gestellt
Konzert im Wohn-turm der Arwa-Burg
Türklopfer am Hauptportal der Arwa-Burg
Blick auf die Západné Tatry (West-Tatra)
Schafherde ohne Schäfer - im
Hintergrund das Gebirge:
Vor uns unser Tagesziel - der Ort: Veľké Borové |
Sonntag 27.08.
15 knackige Würstchen
lachten Klaus verführerisch zum Frühstück an und unser Kletterspezialist griff wacker
zu.
schönen Fernsicht auf die West-Tatra und Niedere Tatra, sowie auf zwei kleine Dörfer im Tal unter uns.
Einige Holzschuppen
und -ställe sowie das alte Mühlengebäude stehen hier. Eine Gattersäge, die
von Wasser angetrieben wurde, weckte unser Interesse. Einige junge Leute
haben sich im Wohnraum der Mühle häuslich eingerichtet. Getränke gab es
jedoch keine zu kaufen. Attraktion für die jungen Besucher waren zwei
große weiße Ziegen, die mehrfach auf einem schmalen Brett
den
Bach überquerten.
Bei selbst gemachtem Heidelbeerwein wurde es ein gemütlicher Abend. Siegfried verriet uns sein Rezept: 1 Liter Heidelbeeren, 1 Liter Rum und 1 Pfund Zucker. Als weitere Spezialität servierte uns Tatjana die frisch gesammelten Steinpilze, die ausgezeichnet schmeckten.
Wanderetappe: 18 km |
Die Tour scheint anstrengend
zu werden:
Der Wanderweg durch die Prosiecka dolina ist mit Leitern und Ketten gesichert
Bach durch die
Im Hintergrund Berge der
West-Tatra und
Die hölzerne Wassermühle Oblazy
Gastraum unserer Penzión Borovec
Siegfried lädt uns zum Testen seines Heidelbeerweins ein
Siegfried spielt auf der
Fujara |
Montag 28.08. Veľké Borové → Zuberec Auch heute erwartete uns blauer Himmel und Sonnenschein. Beim Frühstück lachte uns wieder eine größere Menge Würstchen an und so gestärkt wanderten wir zunächst die Ortsstraße entlang zu Tatjana und Siegfried.
Sie begrüßten uns
sehr herzlich und wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal für
die Einladung vom Vortag und die Gastfreundschaft bedanken. Auch
Siegfrieds berühmter Heidelbeerlikör machte wieder die Runde, wurde von
uns diesmal jedoch nur vorsichtig genossen, da uns die Wirkung bekannt
war. Zum Abschied spielte Herr Wagner noch einmal auf der Fujara. Beim
Weitermarsch auf einer Bergwiese hinauf hörten wir noch eine ganze Weile
den schwermütigen fremdartigen Ton des Instruments. Von einer Anhöhe aus
bot sich ein herrlicher Rundblick über das Dorf und die umliegenden Berge.
Eine große Schafherde weidete am gegenüber liegenden
Berghang.
Gesungen wurde es auf
Slowakisch. In bester Laune tanzten wir dazu eine Weile auf der Straße,
einige Einheimische schauten lachend zu. Wanderetappe: 17 km |
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Vor Siegfrieds
Klaus, Harald, Felix, Eugen, Tatjana und Siegfried
Außergewöhnlich!
Zuberec mit den West-Tatra-Bergen
Pension Antares in Zuberec
Der Gipfel des Sivý vrch (rechts im Hintergrund) ist unser Ziel für den nächsten Tag |
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Dienstag 29.08. Zuberec → Liptovský Mikuláš
Die Wetterfrösche
behielten recht!
Nach
dem Frühstück wanderten wir im strömenden Regen auf einem kleinen Waldweg
parallel zur Fahrstraße in das 3 km entfernte Museumsdorf Oravskej
dediny.
Auch die landwirtschaftlichen Geräte, Werkzeuge, Behälter, Teller und Löffel bestehen aus diesem Material. Reiche Bauernhäuser wechseln sich mit Gebäuden von sozial schwächer gestellten Personen, ab. Die Wände und Decken bildeten quer aufeinander genagelte Balken. Die Ritzen zwischen den Balken wurden mit Moos, Reisig und Erde abgedichtet. Im Mittelpunkt der Wohnungen stand immer eine Feuerstelle, jedoch ohne Kamin. Der Rauch wurde aus der Wohnung in den Speicher geleitet und dort sogar zum Räuchern von Fleisch verwendet.
Der Besucher erhält einen tiefen Einblick in das dörfliche Leben in früherer Zeit. Es war ein schweres und auf die Existenzbedürfnisse ausgerichtetes Leben, das besonders im Winter sehr entbehrungsreich war. Touristen können heute in verschiedenen Souvenirläden Keramik, Holzartikel und Textilien aus Leinen erwerben. Der heiße Tee in einem kleinen Café tat uns bei dem Schmuddelwetter gut. Nach der Rückwanderung in die Pension Antares erlebten wir wieder eine Überraschung. Ein älteres gelbes Postauto der deutschen Bundespost fuhr vor. Es war unser Taxifahrer. Sein Sohn lebt und arbeitet in Deutschland und hatte seinem Vater dieses Auto besorgt. Die Fahrt mit dem Taxi führte an dem großen Stausee Liptovská Mara der Waag vorbei. Ausflugsboote waren auf dem Wasser und Campingplätze am Ufer zu sehen. Ziel war das Horský Hotel Mních (Berghotel Mönch). Es ist ein Zwei-Sterne-Hotel, ungefähr 5 km außerhalb von Liptovský Mikuláš (Liptauer St. Nikolaus). Innerhalb und außerhalb des Hotels stehen mehrere Mönchsfiguren, die an einen nahen Felsen erinnern. Für mich war es das beste Hotel auf der gesamten Sommerwanderstrecke 2006. Wolfgang war auch sehr begeistert und hat deshalb sogar schon für die Sommertour 2007, die wir im Hotel Mních beginnen werden, ein spezielles Brötchen am Frühstücksbüffet reserviert. Harald bewies dann abends beim Billard- und Tischtennisspiel seine Extraklasse. Im Fernsehen liefen, da heute Nationalfeiertag war, Partisanenfilme während des slowakischen Nationalaufstands 1944. |
Hinweisschild zum
Eintrittskarte für das Museumsdorf
Andenken in einem Souvenirladen
Hotel Horský Mních |
Mittwoch 30.08. Liptovský Mikuláš, Freiheitshöhle
Nach einem
umfangreichen Frühstücksbuffet fuhr uns ein Angestellter des Hotels Mních
ca. 6 km in das städtische Zentrum der Tatra-Region, die 34.600 Einwohner
zählende Stadt Liptovský Mikuláš. Ihr Name geht auf den heiligen Nikolaus
zurück. Wir quartierten uns im Hotel „Steve“ ein und unternahmen
anschließend einen Bummel durch Fußgängerzonen zum Hauptplatz Námestie osloboditeľov in der Nähe der St. Nikolaus-Kirche. Ein kleiner
Wasserkanal mit Wasserspielen, Wassertreppen, Blumenrabatten und Bänken
laden zum Verweilen ein. Am historischen Stadtplatz befindet sich das
sehenswerte Múzeum Janka Kráľa (Janko-Kráľ-Museum).
Eine Abteilung widmet sich dem Dichter der Romantik Janko Kráľ. Wie üblich besuchten wir am letzten Abend unserer Wandertour ein einheimisches Spezialitätenlokal, um bei einer kleinen Abschlussfeier die zurückgelegte Wanderstrecke noch einmal zu besprechen. Das „Liptovská izba“ Restaurant erwies sich jedoch als Enttäuschung. Wir ließen uns jedoch die Stimmung nicht verdrießen und auch mit Gulasch, Knödel und Bier wurde es ein angenehmer Abend.
Wanderführer Wolfgang
hatte wieder eine Glanzleistung vollbracht. Bis ins kleinste
Detail war die Wanderstrecke meisterhaft ausgetüftelt. Kein Wunder,
dass er schon auf dem "Walk of Fame" zu sehen ist.
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St. Nikolaus Kirche in Liptovský Mikuláš
Eine der schönsten Schauhöhlen in der Slowakei, die Demänovská jaskyña slobody (Demänová Freiheitshöhle)
Abschiedsessen im Liptovská izba (Liptauer Zimmer)
Unser
Wanderführer auf
dem |
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Donnerstag 31.08. Rückreise nach Heidelberg
Schon um 06:15 Uhr schrillte der Wecker.
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Fortsetzung
Wanderbericht
Etappe 4:
Hohe Tatra und Region Zips
Vorheriger
Wanderbericht Etappe 2:
Bratislava
(Preßburg)
zur Mala
Fatra (Kleinen Fatra)
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