Krivánska Malá Fatra (Nördliche Mala Fatra), Slowakei
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Freitag 18.08. Heidelberg → Bratislava (Preßburg)
„Bärenfamilie
hält Dorf in Atem“, so lautete die
Überschrift eines Zeitungsberichtes des Mannheimer Morgen am
01. August 2006.
Eine
Bärin und ihre drei Jungen haben ihre Menschenscheu weitgehend abgelegt
und verunsichern seit Wochen ein Dorf nahe der Kleinstadt Martin (St.
Martin in der Turz)
in der Mittelslowakei. Innerhalb weniger Tage hatten
die Bären
auf mehreren Bauernhöfen sechs
Schafe gerissen.
Am 18.08.06, spät vormittags,
saßen Wolfgang, Klaus, Harald, Eugen und
Felix im Intercity von Heidelberg nach Stuttgart. Mit der S-Bahn war kurz
vor 13:00 Uhr der Stuttgarter Flughafen erreicht.
Es sollte jedoch nicht
dazu kommen.
Mit der S-Bahn fuhren wir nach Leinfelden–Echterdingen. In dem Restaurant „Ratsstuben“ wurden gerade von einem jungen Fotografen Bilder für eine kulinarische Illustrierte gemacht. Auch wir wurden fotografiert. Mit dem Lokal hatten wir eine sehr gute Wahl getroffen. Um 19:20 Uhr, viereinhalb Stunden später als geplant, flogen wir dann nach Prag. Nach einer Stunde Wartezeit, um 21:45 Uhr, waren wir dann wieder in der Luft nach Bratislava. Hier stiegen wir dann am Flughafen in zwei Taxen. Nach einer rasanten Fahrt mit weit überhöhter Geschwindigkeit, einmal waren 60 km/h erlaubt – der Tachometer zeigte aber 120 km/h, erreichten wir dann müde und erschöpft unser Hotel „Arcus“. Unruhig wurde es dann noch einmal zwischen 3:00 und 4:00 Uhr morgens, als ein verspäteter Hotelgast ohne Schlüssel lautstark Einlass begehrte. |
Im Biergarten des
Restaurants Ratsstuben
Aufnahme vom
Hotel Arcus in Bratislava |
Samstag 19.08. Stadtbesichtigung von Bratislava Nach einem ausgiebigen Frühstück erwartete uns bei blauem Himmel Frau Zuzanna Kutlikova, unsere Stadtführerin, am Hotel.
Bratislava hat 460.000 Einwohner und ist eine boomende Industrieregion in Europa. In früherer Zeit wurden in Bratislava drei Sprachen, deutsch, slowakisch und ungarisch, gesprochen. Deutsche und Ungarn wurden 1945 vertrieben.
Zunächst führte unser
zweistündiger Rundgang mit Frau Kutlikova an der 111 m hohen Nationalbank
vorbei. Dann ging es zur historischen Altstadt. Über die alte
Markthalle, das Angebot an Gemüse und Obst war nicht sehr üppig, gelangten
wir zum
Primaciálny
paláce (Primatial-Palais). Der rosafarbene
Prunkbau entstand 1777-81 als Stadtpalais des Erzbischofs von Esztergom
und ist das größte klassizistische Gebäude der Slowakei. 1805
unterzeichneten hier die Vertreter Österreichs und Frankreichs nach der
Schlacht von Austerlitz den Frieden von Preßburg. Der Gebäudekomplex des Stará radnica (Altes Rathaus) war unser nächstes Ziel. Es ist der Hauptsitz des Stadtmuseums und hier befindet sich auch der barocke Uhrenturm. Der Innenhof wirkt südländisch und ist mit Arkaden geschmückt. Das Rathaus bildet eine Seite des rechteckigen Hlavné námestie (Marktplatz).
Er ist der zentrale Ort der Altstadt - umgeben von schönen Gebäuden im Jugendstil mit Geschäften, Cafés und Restaurants. Tische und Bänke standen vor den Häusern und waren gut besetzt. Jetzt wurde uns bitter bewusst, wie schön der Altstadtbesuch am Vorabend wohl geworden wäre, wenn die Panne mit SkyEurope nicht stattgefunden hätte. Blickfang auf der rechten Seite des Hauptplatzes ist eine Bank, an der ein napoleonischer Soldat (Bronzefigur) lehnt. Man meint, es sei Napoleon persönlich. Napoleons Armee griff Bratislava zweimal an und der französische Kaiser selbst besuchte die Stadt 1809.
In einigen Häusern rund um den Hauptplatz sieht man heute noch französische Kanonenkugeln aus diesen kriegerischen Jahren stecken. |
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Bratislava
Sehenswürdig-keiten:
Stará
radnica
Primaciálny
paláce
Hlavné
námestie
Napoleonischer
Soldat |
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Unser Wanderführer behauptet, dass seine Vorfahren, aus Frankreich stammen. Wie man auf dem neben stehenden Bild sieht, hat er mit dem napoleonischen Soldaten sofort Freundschaft geschlossen.
An der Ecke der Straßen Panská und Rybárska brána sahen wir dann ein seltsames Straßenverkehrs-schild mit der Warnung „Man at work“. Darunter blickt aus einem Gullyschacht Čumil ("Der Gaffer“). Er gilt als der berühmteste und meist fotografierte Mann in Bratislava. Als stiller Beobachter schaut er vorbeigehenden Frauen unter die Röcke. Dem Gaffer wurde bereits zweimal von Lieferwagen der Kopf abgefahren, deshalb hat man das Warnschild "Man at work" angebracht.
Der napoleonische
Soldat, der schöne Naci,
der Gaffer und der Paparazzi,
bereichern die Altstadt und sind mit die Hauptattraktionen für die
Touristen.
Weiter führte uns Frau
Kutlikova am Slovenské
národné divadlo
(Slowakisches
Nationaltheater) und am
Ganymed-Brunnen
vorbei.
Dann erreichten wir rasch das Ende des alten Teils der Stadt und sahen die Donau mit der futuristischen Nóvý most (Neue Brücke).
Auf dem Mittelpfeiler scheint ein
UFO gelandet zu sein, dabei handelt es sich um in Café,
von dem man aus den besten Rundblick auf Bratislava und Umgebung genießen
kann.
An die alte Stadtmauer
grenzt in Sichtweite der Burg der Dóm sv.
Martina (St.-Martins-Dom).
Im 14. Jh. begann man den
gotischen dreischiffigen Dom zu errichten. Wegen der teilweisen Besetzung
Ungarns durch die Osmanen wurden in der Zeit von 1563 bis 1830 hier acht
ungarische Könige
gekrönt. Der Dom erhielt eine üppige barocke Ausstattung, um den
aufwändigen Zeremonien den entsprechenden Rahmen zu verleihen. Auch
Kaiserin Maria Theresia wurde hier zur Herrscherin über Ungarn gekrönt.
Gerade unter ihrer Regentschaft entstanden in Preßburg viele bedeutende
Bauten. Man sprach sogar von der „Vorstadt von Wien“.
Nach dem Dóm sv.
Martina (St. Martins-Dom) zeigte uns die
Stadtführerin das einzige - von ehemals vier - noch erhaltenen Stadttoren,
das Michalská brána (Michaelstor).
Auf der Spitze des 50 m hohen Turms thront die Statue des Erzengels
Michael im Kampf mit einem Drachen. Die Ventúrska Michaelská –Straße war
selbst am frühen Vormittag mit Fußgängern sehr belebt. Links und rechts
reihen sich kleine Geschäfte und Straßenlokale auf.
An der Weinstube Veľki františkáni verabschiedeten wir uns von Frau Kutlikova und damit auch von der Altstadt und ihrem Flair. Nicht ohne einen Blick auf den Franiskaner-Mönch zu richten, der oberhalb des Weinlokals die Zecher daran erinnert, dass die Öffnungszeit im Lokal beschränkt ist und nicht vergessen werden soll, auch die gegenüberliegende Františkánsky kostol (Franziskanerkirche) zu besuchen. Auf dem Weg zum Hlavná stanica (Hauptbahnhof) kamen wir an dem Barockschloss des Grafen Grassalkovičov paláce (Grassalovich-Palais) vorbei. Der Park im hinteren Teil ist für Besucher geöffnet. Heute residiert in diesem Palast der slowakische Präsident.
Anschließend fuhren wir
mit dem Zug nach Vrútky. Dankbar waren wir über die reservierten Plätze,
denn der Zug war mit Fahrgästen überfüllt. Überhaupt sind in der Slowakei
Busse und Bahnen in der Regel sehr voll. In Vrútky wurden wir von einem Mitarbeiter
des Berghotels Martinské Hole, oberhalb von Martin (St. Martin in der Turz), abgeholt. |
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Unser Wanderführer im Gespräch mit seinem "Exlandsmann"
Pekný Náci Ignác Der "schöne Naci" Ignaz
Čumil
Verkehrsschild für den "Gaffer"
Der Paparazzi auf Lauer nach tollen Fotomotiven
Slovenské
národné divadlo
mit
Nóvý most
Bratislavský hrad
Dóm
sv. Martina
Michalská brána
Veľki františkáni
(Großer Franziskaner)
Grassalkovičov
palác Sitz des slowakischen Präsidenten
Berghotel
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Sonntag 20.08. Martinské Hole → Strečno „Wahren Genuss von einer Reise hat nur der Fußwanderer“, stellte bereits Karl Baedeker fest. Spaß an der Bewegung und der Reiz des Einfachen – zum Wandern braucht´s gar nicht viel. Beste Wanderbedingungen bietet der Europäische Fernwanderweg E3. Stille, naturbelassene Wege auf Waldboden, Gras oder Erde, schmal, kurvig, abwechslungsreich und mit reichlich Ausblicken.
Gut ausgeschlafen liefen wir zunächst
von unserem Hotel (1.250 m) die
vom
Vorjahr bekannte gelb markierte Asphaltstraße hinauf zum Sender Križava
(1.457 m). Zu unserer Freude graste auch wieder die große Kuhherde mit
Glocken um den Hals am Wiesenhang. Auf dem Kamm der Lúčanská Malá Fatra
(Lutschauer Kleine Fatra), unweit des Gipfels Veľká Lúka
(1.476 m), trafen wir dann auf den schmalen Höhenpfad des E3 und folgten
seiner roten Markierung. Der Nebel lichtete sich langsam und gelegentlich
hatten wir herrliche Aussicht auf die unter uns liegenden Täler,
Orte und entfernte Berge. Rispengras, Zwergkiefern, Heidelbeer- und
Preiselbeerbüsche prägen die Landschaft. Kurz vor dem Sedlo Javorina (967 m) ging es dann sehr steil hinunter, Geröll und Baumwurzeln erschwerten das Wandern zusätzlich. Weiter abwärts war bald darauf der Pass Sedlo Rakytie (712 m) erreicht. Knie und Oberschenkel wurden dann im Schlussabschnitt durch das extreme Gefälle bis zu einer Teerstraße noch einmal stark belastet.
Ein frisches
Starobrno-Pivo
(Tschechisches Bier) hob jedoch wenig später in einer Gaststätte am
Ortseingang von Strečno unsere Stimmung. Bei dem schönen Wetter
konnte man im Freien sitzen und
auch
viele Einheimische waren unterwegs.
Wanderetappe: 18 km |
Weitere Bilder von
Vom Wanderweg (rote Markierung) Blick ins Tal nach St. Martin in der Turz
Heidelbeersammler
Rundumsicht vom Berg Minčol
Zur Erinnerung an den
Slowakischen Nationalaufstand
Penzión Irenka in Strečno |
Montag 21.08. Strečno → Chata pod Suchým
Dort, wo die Waag sich
tief in die Kleine Fatra eingegraben hat, entstand im 14. Jh. hoch über
der Flussschleife die Burg Strečno.
Sie
ist Blickfang und Touristenziel Nr. 1 in dem Ort. Betrachtet man die
wehrhafte Burg auf dem steilen
Felssporn vom gegenüber liegenden Waagufer
aus, sieht man drei sich versetzt nach oben erstreckende Burgbereiche.
Direkt unterhalb zwängt sich zwischen dem Fluss und dem Berg der Zug- und
Straßenverkehr von Žilina (Sillein)
hindurch.
Der Fluss windet
sich
jedoch durch mehrere Schlingen und
in den Kurven, wo das Wasser schneller fließt, gibt es kleinere
Stromschnellen. Überschwappendes Wasser und Wasserspritzer, je nach
Sitzplatz, sind als Gaudi im Fahrpreis inbegriffen. Auch wir selbst
durften kurzzeitig das Ruder übernehmen. Überwiegend ließen wir uns aber von
der Strömung langsam treiben. Fischreiher lauerten im Uferwasser auf
Beute, auch viele Bachstelzen und einen Kormoran konnten wir beobachten.
Ein Angler hatte seine Angelschnur ausgeworfen. Die mächtigen Felswände
rechts und links des Tales zeigten deutlich, wie stark das Wasser im Laufe
von Millionen das harte Gestein der Malá Fatra ausgewaschen hatte. Wanderetappe: 8 km |
Burg
Strečno
Floßfahrt auf der
Steuermann Harald hat das Ruder übernommen
Starý hrad (Alte Burg)
Von der Starý hrad (Alte Burg) Blick in das Waagtal
Chata pod Suchým
Blick aus dem Fenster der Chata pod Suchým |
Dienstag 22.08. Chata pod Suchým → Vrátna Dolina Eine Traumstrecke! Für mich der Höhepunkt der gesamten Sommerwanderung. Der Aufstieg zum höchsten Gipfel der Kleinen Fatra, dem Veľký Kriváñ (1.709 m), bietet höchsten Wandergenuss.
Bei idealen Ausgangsbedingungen waren wir nicht die Einzigen, die kurz nach
09:00 Uhr von der Berghütte aus aufbrachen. Im Eingangsflur, wo die
Wanderschuhe aller Übernachtungsgäste in Regalen standen, herrschte rege
Betriebsamkeit.
Der E3-Fernwanderweg
verläuft hier oben direkt auf dem Kamm der Berge mit phantastischem
Ausblick rundum. Durch Zwergkiefern führte uns
jetzt ein Felsenpfad hoch zum Malý Kriváñ (1.671 m). An der
Nordwand (links vom E3) befinden sich
fast senkrecht abfallende Lawinenhänge. Oben gönnten wir uns eine kleine
Ruhepause und genossen das zauberhafte Panorama, das umliegende Gebiet aus
der Vogelperspektive. Wunderschön und gut überschaubar ist auch der Blick
auf den weiteren Kammweg des E3 hinüber zum nur 38 m höheren Veľký
Kriváñ. Auch zahlreiche andere Wandergruppen waren zwischen dem
Kleinen und Großen Kriváñ unterwegs. Wir
wanderten weiter auf
dem
Grat des Berghanges entlang. Kleinere Felsgruppen mussten durchklettert
werden. Nach einem kleinen Abstieg machten wir im Schutz von einigen
Felsblöcken auf der Wind abgewandten Bergseite in einer Wiese
Mittagspause.
Beim zehnminütigen
Abstieg zur Seilbahnbergstation fing es an zu regnen. Auf der
Fahrt nach unten schüttete es dann aus allen Kübeln. Glücklicherweise
befand sich die Chata Vrátna, unser Hotel, direkt an der Talstation.
Wanderetappe: 13 km |
Vom Sedlo Vráta auf den Stratenec
Kammweg in der nördlichen Malá Fatra.
Auf und ab verläuft der Kammweg
in der nördlichen
Der
Gipfel des
Veľký
Kriváñ (Malá Fatra)
ist erreicht!. |
Mittwoch 23.08. Vrátna Dolina → Štefanová
Es gibt nicht nur
einen „schmutzigen Donnerstag“, aber auch ein Mittwoch kann richtig schmutzig
sein.
Bald sahen wir hinter
uns die mächtigen Felswände des Veľký Rozsutec (1.610 m). Gerade als ein
starker Regenschauer die Schleusen des Himmels wieder öffnete, erreichten
wir ein Gasthaus am Ortsrand von Stefanova. Ein frisches Bier hob unsere Stimmung. Schnell war der kleine Ort durchquert und über einen
Wiesenhang das große Hotel Boboty erreicht.
Wanderetappe: 17 km |
Seilbahn von der
Chata
Vrátna
auf die Berge der
Jugendliche aus Kattowitz in Polen auf Wanderung in der Malá Fatra
Die Felswände des Veľký Rozsutec
Unser Tagesziel das Hotel Boboty in Štefanová |
Donnerstag 24.08. Štefanová → Zázrivá Štefanová ist der ideale Ausgangspunkt für Touren zum Rozsutec. Dieses Gebiet ist ein nationales Naturreservat. Geschützt wird ein Landschaftskomplex mit Schluchten, Wasserfällen, Felswänden und Klippen. Zum Reservat gehört auch das Klammsystem (Felsschluchten mit Wasserläufen) Diery, das aus zwei geschlossenen Teilen besteht: Dolné diery und Horné diery.
Wanderetappe: 16 km |
Im Tal der Ort Štefanová, im Hintergrund die Berge der Malá Fatra mit dem Veľký Kriváñ
Schutzhütte für Hirten oberhalb von Štefanová
Die Klamm Diery ist mit Leitern, Kletten und Stahlseilen gesichert
Nur wenige Meter sind es vom Sattel Medzirozsutce zum Malý (Kleinen) Rozsutec
Beobachtungstipp:
Silberdisteln:
Galle
2006 war ein gutes Pilzjahr in den Bergen der Malá Fatra
Ein Junge mit Futter unterwegs auf der Dorfstraße von Zázrivá
Im Hintergrund sind von links nach rechts die Berge Stoh, Veľký Rozsutec und Malý Rozsutec |
Fortsetzung
Wanderbericht Etappe 3
Von
der Mala Fatra
zur Hohen Tatra
Slowakei
Etappe 1 (Wanderbericht):
Grenze
zu Tschechien
zur Mala
Fatra (Kleinen Fatra)
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