Krivánska Malá Fatra (Nördliche Mala Fatra), Slowakei

 

 

 

 

Wanderbericht Slowakei 7. EtappeWandersymbol für Wanderberichte

Die Ostslowakei – eine unbekannte Region Europas

Vom Dukla-Pass (Grenze zu Polen) bis Prešov (Preschau)

Im Jahre 2008 unterwegs auf den europäischen Fernwanderwegen E3 und E8

 aufgezeichnet von Felix  und Dirk

Dienstag 12.08.
Heidelberg
Svidník (Swidnik)

Reise zu der
östlichen EU-Außengrenze

Kaum größer als Niedersachsen ist die Slowakei und besonders der Osten des Landes ist weitgehend unbekannt. Aber auch diese gebirgige Region hat mit seinen historischen Städten und abwechslungsreichen Landschaften einiges zu bieten. Auch uns: Dirk, Harald, Klaus, Wolfgang und mich, führte die Fortsetzung des „Eisenach-Budapester“- Fernwanderwegs (EB) zu diesem abgelegenen Reiseziel.
Dort drüben ist schon Russland“, sagte uns der Wirt der Pension „Opal“ im Ort Zámutov, nachdem er auf eine gegenüber liegende Bergkette der Ukraine zeigte. Heute ist hier auch die EU-Außengrenze.Zugschild für den IC Slovenka von Bratislava nach Kosice

Treffpunkt für unsere diesjährige Tour war, wie immer, der Heidelberger Hauptbahnhof.

Erwartungsfroh fuhren wir von dort aus um 6.00 Uhr mit einem Kleinbus zum Frankfurter Flughafen. Wir flogen dann um 08:45 Uhr nach Wien, wo wir vorzeitig bereits um 10:10 Uhr landeten. Zügig weiter ging es dann wieder mit einem Kleinbus ins 65 km entfernte Bratislava.
Der Anblick der trutzigen Burg und des Martinsdoms ist uns mittlerweile bestens vertraut. 500 km Fahrt — quer durch die ganze Slowakei — standen uns jetzt bevor. Der Zug war wie gewohnt brechend voll und Platzreservierungen sind Gold wert.
Richtige Slowakeiexperten sind wir mittlerweile geworden:
Žilina (Sillein), Strečno mit der Burg, Súľovské vrchy (Sulower Felsen), die Váh (Waag), Liptovský Mikuláš mit dem Stausee und vor allen Dingen die Berge der Hohen Tatra weckten schöne Wandererinnerungen. Wie Perlen sind die 2.500 m hohen Gipfel aneinander gereiht. Auch der Kriváň (Krümmling) mit seinem schiefen Gipfel war sehr gut vom Zugfenster aus zu erkennen. Ihm wollte ich in wenigen Tagen alleine „aufs Dach steigen“, da von meinen Mitwanderern keiner bereit war, „die Höhenluft des Kriváň zu schnuppern“. In Kysak mussten wir noch einmal umsteigen und um 19:00 Uhr waren wir in Prešov (Preschau) angekommen. Nach weiteren 1,5 Stunden Busfahrt durch eine ländliche Gebirgsregion mit kleineren Orten erreichten wir unser Tagesziel Svidník (Swidnik). Es war bereits dunkel, als wir uns im Hotel „Rubin“ einquartierten. Der Koch wollte gerade Feierabend machen, als er jedoch unsere hungrigen Gesichter sah, brachte er den Küchenherd doch noch einmal auf Trab.

Unterkünfte und Wanderstrecke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zugschild für den
 IC 511 Slovenka von Bratislava nach Košice

 

 

 

Mittwoch 13.08.
Dukliansky priesmyk
 Svidník (Swidnik)

Ein Heldenweg, Kriegsdenkmäler
und T 34-Panzer

Bis zu 27 ° C wurde es heute warm. Da jedoch immer wieder größere Waldstücke durchquert werden mussten, spürte man die Hitze nicht zu sehr. Hinzu kam, dass es eigentlich immer leicht abwärts oder eben durch das Gelände ging. Allerdings führte uns der Wanderweg mehrfach auch längere Teerstraßen entlang. „Zum Einlaufen“, wie wir einstimmig feststellten, war die Strecke jedoch ideal.
 
Die Kleinstadt Svidník (Swidnik) im Norden der Niederen Stadt-Zentrum von SvidnikBeskiden lag nach dem Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche, sodass sich heute in der Gemeinde so gut wie keine historischen Gebäude mehr finden.
Die üblichen Plattenbauten prägen das Bild. In der Fußgängerzone ist das Museum der ukrainisch — ruthenischen Kultur zu finden. Es ist das einzige seiner Art, das über Geschichte und Kultur zweier Minderheiten des Landes umfassend informiert. Trachten, Alltagsgegenstände, Sakralkunst und eine Sammlung literarischen Schaffens aus der Region werden auf mehreren Etagen gezeigt. Die Mitte des 14. Jh. aus der Ukraine in die Nordostslowakei eingewanderte Volksgruppe der Ruthenen stellt heute noch einen Anteil von 0,4 % (ca. 25.000) an der Gesamtbevölkerung der Slowakei. In Svidník (Swidnik) bilden die Ruthenen heute die Mehrheit der Einwohner. Trotz vieler Gemeinsamkeiten mit den Ukrainern (ca. 11.000 ebenfalls im Osten der Slowakei ansässig), die ruthenische Sprache gilt als ukrainischer Dialekt, sind die Ruthenen darauf bedacht, ihre kulturelle Eigenständigkeit zu bewahren. Einer der prominentesten Vertreter der modernen Kunstszene ist der Ruthene Andy
Warhol (geboren als Andrej Warhola 1928, gestorben 1987). Er ist allerdings nie in der Heimat seiner Eltern, dem Dorf Míková unweit von Medzilaborce, gewesen. Noch vor seiner Geburt emigrierte die Familie in die USA (Pittsburgh). Etwa 15.000 Besucher pilgern jährlich aus Europa und Übersee zum Warhol-Familienmuseum.

 

Ausgangspunkt zu unserer heutigen sechsstündigen Wanderung war der Svidníker Busbahnhof. Der Bus zum 21 km entfernten Dukliansky priesmyk (Dukla-Pass) war voll besetzt. Grenzübergang zwischen Polen und der Slowakei am Dukla-PassBei der Durchfahrt des Dorfes Hunkovce wurden wir auf einen deutschen Soldatenfriedhof aufmerksam. 3.000 Gefallene fanden hier ihre letzte Ruhe. Kurz hinter Komárnik erreichten wir die Endstation Dukliansky priesmyk (Dukla-Pass), direkt an der polnischen Grenze. Grenz- und Zollgebäude waren auf beiden Seiten besetzt und es finden offensichtlich noch Kontrollen statt. Es war wenig los und nur ca. alle 10 Minuten passierten 1 – 2 LKWs die Landesgrenze. Nur hier trafen wir auf drei andere slowakische Wanderer. Sie wollten mit  Zelten eine Mehrtagstour auf dem Cesta hrdinov (Wanderweg der Helden) unternehmen.

Sonst begegneten uns während der gesamten Sommertour 2008 keine weiteren Wanderer.
Die Ostslowakei ist offensichtlich als Wandergebiet noch kaum bekannt. Der Dukla-Pass war im Winter 1914/15 und im Herbst 1944 schwer umkämpft.
In den Berghügeln ringsum fielen alleine im September und Oktober 1944 bei der so genannten Karpaten-Dukla-Operation 90.000 sowjetische, über 50.000 deutsche und 6.500 tschechoslowakische Soldaten.
 
Direkt unterhalb des polnischen Grenzpostens beginnt der Cesta hrdinov („Wanderweg der Helden“). Die Rote Armee drang in diesem hügeligen Terrain erfolgreich gegen deutsche und ungarische Wehrmachtsverbände in die Slowakei ein.
Auch Napoleon wurde hier beim Rückzug vom Russlandfeldzug schon von russischen Soldaten verfolgt.
Zur Erinnerung an die verlustreiche Schlacht am Dukla-Pass wurde dieses Kriegsdenkmal errichtet
Ein Heldenfriedhof mit einem Mahnmal aus den 60-iger Jahren im Stil der damaligen Zeit erwartet den Besucher am Anfang. In sozialistischer Zeit gehörte ein Besuch zum Pflichtprogramm von Schulklassen aus der gesamten früheren Tschechoslowakei.
Weiter geht es dann auf einem schmalen Teerweg neben der Landstraße (E 371). Kriegsgerät der Roten Armee aus dem Zweiten Weltkrieg ist hier ausgestellt. Wir besichtigten einen T 34-Panzer, ein Jagdflugzeug sowie verschiedene Artilleriegeschütze und Mörser.
Im dichten Buchenwald begann jetzt endlich aber auch das richtige Wandern. Der weiche Waldboden, die schmalen gut gekennzeichneten Pfade und das angenehme sonnige Wetter sorgten für beste Stimmung. Kolkraben krächzten in der Luft und zweimal flüchteten Rehe vor uns. Gegen Mittag erreichten wir den kleinen Ort Medvedie.
T 34 Panzer markieren den Frontverlauf im September/Oktober 1944 beim Dukla-PassHier sagen sich wirklich noch Fuchs und Hase gute Nacht. Wir freuten uns schon auf ein erfrischendes Getränk, es gab jedoch keine Gaststätte in der ca. 150-Seelen-Gemeinde. Auch im nächsten Ort war unsere Suche vergeblich. Kurz vor Kapišová sahen wir dann 12 T 34-Panzer an strategisch günstigen Punkten in dem teilweise mit Büschen bewachsenen hügeligen Gelände verteilt aufgestellt. Man konnte sich gut vorstellen, welche Zerstörungskraft die stählernen Ungetüme im Kampf entwickelten. In Kapišová konnten wir dann tatsächlich auch noch ein kühles Bier genießen.
Junge Kletterkünstler am Militärdenkmal Dukla  bei Svidnik

Am Westrand von Svidník (Swidnik) trafen wir im weiteren Verlauf der Strecke auf das sowjetische Ehrenmal für die gefallenen Rotarmisten des II. Weltkrieges. Einige Jugendliche nutzten, wenig respektvoll, eine Mauer mit Heldendarstellungen für Kletterübungen.
Nur etwa 150 Meter weiter stößt man auf das Militärmuseum, das 1969 zum 25. Jahrestag der Kämpfe um den Dukla-Pass eröffnet wurde. Es dokumentiert den Befreiungskampf in der Karpaten-Dukla-Region am Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Außenbereich des Museums stehen Panzer, ein im Kriegsgebiet eingesetztes C-47 Dakota-Flugzeug und anderes Kriegsgerät.

 

Unterkünfte und Wanderstrecke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Krieg wurde
Svidník (Swidnik) weitgehend zerstört. Deshalb besteht das Zentrum heute nur aus Beton.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Campbell´s Suppendose
Bild entnommen vom
"The Andy Warhol Museum", Pittsburgh

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grenzübergang zwischen Polen und der Slowakei am Dukla-Pass

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Denkmal der tschechoslo-wakischen Armee am Dukla-Pass.
Zur Erinnerung an die schweren Kämpfe im Zweiten Weltkrieg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

T 34-Panzer in der Landschaft bei Kapišová markieren den Frontverlauf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kletterkünstler am Militärdenkmal Dukla bei Svidník (Swidnik)

Donnerstag 14.08.
Svidník (Swidnik)  Andrejová

 

Schlammwege, Blutsauger
und ein böser Sturz

 

Bei leichtem Nieselregen marschierten wir kurz nach acht Uhr durch die noch etwas verschlafene Fußgängerzone von Svidník. 15 Minuten später war derDer Aussichtsturm am Cierna hora (Schwarzen Berg)wurde vom Blitz getroffen Stadtrand erreicht und im Fichtenwald ging es zunächst unter den tropfenden Bäumen recht steil nach oben. Buchen lösten nach längerer Zeit die Fichten ab und der Pfad führte sanfter ansteigend nach rechts weiter hinauf. Eine dreiviertel Stunde später war der Ostrý vrch auf 599 m Höhe erreicht. 300 m Aufstieg hatten wir relativ zügig, aber ganz verschwitzt, bewältigt. Auch der Regen hörte jetzt auf. Kurz unter der Kuppe stießen wir auf das Grab eines unbekannten sowjetischen Soldaten. Harald entzifferte die Inschrift. Blumen, Kränze und Grableuchten verrieten, dass das Grab auch hier, vom nächsten Ort weit entfernt, noch gepflegt wird. Wie der Soldat ums Leben kam, war jedoch nicht zu erfahren. Auf einem noch leicht ansteigenden Kammweg, immer im Wald, kamen wir auch weiterhin gut voran.  Auf einer Bank mit einem Schutzdach am Ĉierna hora (Schwarzen Berg), 667 m, gönnten wir uns eine halbstündige Mittagspause.

Auf einem abwärts führenden Weg im dichten Buchenwald änderte sich kurz danach unsere gute Laune. Eine starke Regenfront mit Sturm war im Anmarsch. Rast an der Schutzhütte am Cierna hora mit Klaus und HaraldDie Kronen des Laubwaldes wurden heftig hin und her bewegt und die Regentropfen trommelten auf das Laubdach der Buchen. Blätter und auch das Unterstellen unter zwei dicken Bäumen boten nur kurzfristig Schutz. Nur auf den Schirm, den Regenumhang, die Gamaschen und die guten Lederwanderschuhe war jetzt Verlass. Als wir eine sumpfige Wiese mit hohem nassem Gras überquerten, wurde es plötzlich noch erheblich unangenehmer. Von vorne blies uns der Wind den heftigen Regen ins Gesicht und zusätzlich quälte uns nun auch noch ein Heer von Bremsen und Stechmücken.
In kurzer Zeit hatte ich Stiche auf den unbedeckten Händen und Wadenbeinen. Heftiges Umsichschlagen verbesserte die Situation kaum. Im Gegensatz zu Stechmücken ist der Biss durch Bremsen deutlich schmerzhafter, da die Mundwerkzeuge wesentlich größer sind. Bremsen können sogar durch Kleidung stechen. Bei Stechmücken und Bremsen saugen jedoch nur die Weibchen Blut.  Mit Hilfe eines Stechrüssels wird die Ader eines Warmblütlers aufgebohrt.
Erheblich lästiger ist die kurz nach dem Stich auftretende und gewöhnlich auf die Einstichstelle begrenzte allergische Reaktion, die mit starkem Juckreiz verbunden sein kann.
 

Erst nach ungefähr 10 Minuten gelangten wir über einen sehr matschigen Feldweg auf eine Teerstraße. Auch die Blutsauger waren urplötzlich verschwunden und der Regen hörte auch auf. Im nahen Ort Kurimka hofften wir, noch etwas Warmes zu essen zu bekommen. Von 12.00 – 14.00 Uhr war aber die kleine Gaststätte mit dem Lebensmittelladen geschlossen. So trotteten wir mit gedämpfter Stimmung wiederum durch nasses verschlammtes Gras, nasse Büsche und unter tropfenden Bäumen steil zum 520 m hohen Kohútov  empor. Leider gab es während des Aufstiegs auch wieder Bremsen und Stechmücken, die uns wiederum einige Stiche versetzten.
Oben frohlockten wir schon, Schlamm und Pfützen auf dem europäischen Fernwanderweg in der Ostslowakeida jetzt nur noch auf dem Höhenweg entlang und am Schluss noch längere Zeit abwärts zu gehen war. Der Pfad war jedoch kaum begangen, mit Schlamm und Pfützen übersät und wir mussten immer wieder durch dichtestes nasses Gebüsch, über umgestürzte Bäume und umherliegende größere Äste. Besonders zeitraubend erwies sich auch öfters die fehlende Wegmarkierung. Wanderzeichen waren längere Zeit nicht auffindbar. Ab Spalený
vrch, 642 m, folgten wir dann einem steinigen, glatten, sehr morastigen Holzabfuhrweg nach unten. Er war nur schwer begehbar und wir kamen nur langsam voran. Plötzlich rutschte Wolfgang, der direkt vor mir lief, aus und lag mit einem Schreckensschrei am Boden. Glücklicherweise gab er gleich Entwarnung, er hatte sich nicht verletzt. Der Vorfall gab mir jedoch zu denken und ich habe mittlerweile meine Erste-Hilfe-Ausbilderkenntnisse wieder auf Vordermann gebracht.
Sage und schreibe 8,5 Stunden waren wir dann an der Bushaltestelle am Ortseingang von Andrejová unter erschwerten Bedingungen gelaufen. Es war die härteste Strecke Basilika des Hl. Ägidius auf dem Rathausplatz in Bardejov (Bartfeld)auf der gesamten Sommertour 2008 gewesen.
Keine zwei Minuten hatten wir zum Verschnaufen, da traf auch schon der letzte Bus nach Bardejov (Bartfeld) an der Haltestelle ein.
Vom Busbahnhof in Bardejov (Bartfeld) waren es dann noch 15 Minuten zu Fuß bis zum
Hotel ŠARIŠ. Überqueren mussten wir dabei das Herzstück der Stadt, den mittelalterlichen, mit Felssteinen gepflasterten und von schmucken Bürgerhäusern gesäumten Rathausplatz. Die Basilika des Hl. Ägidius mit zwei großen davor stehenden alten Kirchturmglocken sowie das aus dem Mittelalter stammende Rathaus in der Mitte des Platzes fallen besonders auf.
Bardejov (Bartfeld) ist die Perle der Nordostslowakei.

Unterkünfte und Wanderstrecke

 

 

 

 

 

Durch Blitzschlag beschädigter Aussichtsturm am Čierna hora (Schwarzen Berg)  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mittagspause an der Schutzhütte vom Berg Čierna hora

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schlamm und Pfützen sind oft anzutreffen auf dem europäischen Fernwanderweg E3 und E8  in der Ostslowakei

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Rathausplatz von Bardejov (Bartfeld) steht die Basilika des Hl. Ägidius

Freitag 15.08.
Andrejová
 Bardejov (Bartfeld)

 

Fahnenflucht, seltsame Holztransportmittel,
Kurnostalgie und Kaiserin Sisi

 

Glücklicherweise war uns Petrus heute wieder hold. Zwar waren Wiesen, Sträucher und Wanderpfade morgens vom Regen des Vortages noch sehr nass, aber nachmittags schien sogar die Sonne.

Pünktlich um 8.00 Uhr holten uns zwei Taxen vom Hotel ab und brachten uns nach Andrejová zurück. Gestern endete hier unsere anstrengende Schlamm- und Blutsaugertour.Blick auf den kleinen Ort Zborov

Zunächst marschierten wir über feuchte und ab und zu auch morastige Wiesen aufwärts, bis uns dichtestes Gebüsch den Weg versperrte.
Etwa eine halbe Stunde suchten wir vergebens den richtigen Weg in das Dickicht. Erst als wir eine längere Strecke wieder zurückliefen, trafen wir weiter oben versteckt wieder auf das Wanderzeichen. 15 Minuten danach standen wir vor dem eingezäunten Funkturm.
Im Wald ging es dann sanft abwärts, bis wir wieder eine große Wiese erreichten. Unten im Tal sah man die Siedlung Zborov und am linken Waldrand die gleichnamige verfallene Burg
hrad Zborov.
Über einen äußerst matschigen Holzabfuhrweg, das Regenwasser konnte hier überhaupt nicht ablaufen, gelangten wir dann zur Burgruine, die auch Mohnkopf genannt wird. Der Zutritt erwies sich als nicht ungefährlich. Überall waren Schuttberge
Die Mauern der Burg Zborov oberhalb dem kleinen gleichnamigen Ortund baufällige Mauern. Wenigstens für unsere Mittagsrast fand sich ein geeignetes Plätzchen. Die Zborover Burg war die nördlichste Bastion an der Grenze nach Polen und wurde kurz nach 1317 errichtet.
1684 wurde sie von der kaiserlichen Armee erstürmt und zerstört. 1915 kam es in und um die Burgruine zwischen russischen und österreichisch ungarischen Truppen zu schweren Kämpfen. Das komplette 28. Prager Regiment mit 1.400 Männern der österreichisch-ungarischen Armee lief zu den Russen über. Kaiser Franz Joseph I. bezeichnete diese Fahnenflucht als die größte Demütigung seiner Armee.

Über einen gut begehbaren Wiesenweg mit schönem Blick ins Tal und hinauf zur Burgruine erreichten wir dann unten am Bach den Ortseingang von Zborov. Hinter einer Teerstraße ging es gleich auf einem breiten Forstweg im  Roma transportieren Brennholzgegenüber liegenden Wald weiter. Mehrere junge Männer, Roma, kamen uns mit seltsamen Transportmitteln entgegen. Auf einer metallenen Achse mit zwei Rädern wurden Holzstangen, lange Äste und abgestorbenes Wurzel- und Stammholz von hinten voran geschoben. Offensichtlich handelte es sich um Leseholz, das als Vorrat für den strengen Winter gelagert oder vielleicht sogar verkauft wurde.

Die Vorfahren der heute rund 5 Millionen Roma, die als Minderheit in den Ländern Ost- und Mitteleuropas leben, waren in der Vergangenheit seit ihrer Auswanderung zwischen dem 9. und 14. Jh. aus Indien öfters Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Laut Schätzungen leben heute ca. 500.000 Roma in der Slowakei. Viele verschweigen aus Angst vor Benachteiligung bei Volkszählungen ihre Identität. Durch eine höhere Geburtenrate und eine wesentlich geringere Lebenserwartung unterscheiden sich die Roma von den Slowaken. Auch der Lebensstandard bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit (ca. 90 %) liegt bei den Roma weit unter dem Durchschnitt des Landes.

  

Die Slowakei ist ein sehr waldreiches Land Nachwuchs Pilzsucher zeigen uns ihre Fundeund das Holzgewerbe bietet auch für Roma eine Chance. Holz ist sicher im Winter das am häufigsten genutzte Heizmaterial. Auch an anderen Tagen sahen wir Roma bei der Waldarbeit und einmal sogar beim Holztransport mit einem Traktor.
 

75 Minuten brauchten wir den lang gezogenen breiten Waldweg hinauf zum 600 m hohen Pod Magurou. Unterwegs zeigten uns begeisterte Pilzsammler, eine Mutter und ihre zwei Kinder, ihr umfangreiches Fundgut. Während einer Rast auf einem umgestürzten Baumstamm entdeckte ich drei Exemplare der seltenen Einbeere

Wir erkundeten eine alte Holzhütte an einem abgelegenen Seitenpfad und erfrischten uns an frischem Quellwasser. Die Wege wurden immer besser und wir erreichten das Kurareal von Bardejovské kúpele (Bad Bartfeld).
In dem Heilbad gibt es 10 kalte Mineralquellen, die bei Atemwegsbeschwerden, Herz-, Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen Linderung Sisi-Denkmal im Kurpark von Bardejov Kupele (Bad Bartfeld)in der Slowakeiverschaffen. Polnischer und ungarischer Adel fand sich in früherer Zeit hier sehr häufig ein.
Sehr stolz ist man auf berühmte Kurgäste wie den russischen Zaren Alexander I., Kaiser Josef II. und die österreichische Kaiserin Elisabeth (Sisi). Ein Denkmal, die Kaiserin aus Stein im Alter von 18 Jahren, erinnert den Spaziergänger im Kurpark an Alžbety (Elisabeth).
Einige Bauten vom Beginn des 20. Jh. , z.B. das neoklassizistische Astoria, lassen den ehemaligen Pomp noch erahnen. Das Kurareal ist für den Autoverkehr gesperrt und ein Rundgang lohnt sich.
Ein schönes Café, wie man es aus Österreich oder Deutschland kennt, suchten wir jedoch vergeblich.

Sehenswert ist das angrenzende Freilichtmuseum. Die früheren Lebensbedingungen werden anhand von alten Bauernhäusern und Wirtschaftsgebäuden dokumentiert. Besonders hübsch sind zwei im 18. Jh. Holzkirche im Freilichtmuseum beim Kurpark von Bardejov Kupele (Bad Bartfeld)erbaute griechisch-orthodoxe Holzkirchen.
Holzschindeln schützen vor der Witterung. Im Inneren kann man in dem dreiteiligen Balkenbau mit Tempera auf Holz gemalte Ikonen (Ikonostase) bewundern. Bei einer Kirche ist sogar die Holzfassade außen bemalt.

Über einen schmalen Kurweg aufwärts im Wald verließen wir Bardejovské kúpele in Richtung Bardejov (Bartfeld). Schon nach 15 Minuten erreichten wir eine Anhöhe mit einer wunderbaren Fernsicht auf die mittelalterliche Stadt. Über Felder und Wiesen wanderten wir jetzt nur noch abwärts. Kurz vor den ersten Häusern führte der Weg an Datschen mit kleinen Gärten vorbei.

Auf der Terrasse eines kleinen Lokals ließen wir bei dem herrlichen Wetter den Tag noch einmal Revue passieren und abends unternahmen wir noch einen Bummel zum Rathausplatz. 8,5 Stunden waren wir auch heute wieder auf Schusters Rappen unterwegs.

Unterkünfte und Wanderstrecke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Siedlung Zborov

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die hrad Zborov oberhalb der gleichnamigen Siedlung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Roma transportieren Brennholz  auf einem zweirädrigen Karren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stolz zeigen uns Nachwuchs-Pilzsucher ihre Funde.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Denkmal im Kurpark von Bad Bartfeld:
"Zur Erinnerung des Aufenthaltes der Kaiserin Elisabeth, Königin von Ungarn
"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bemalte Holzkirche im Freilichtmuseum von  Bad Bartfeld stand ursprünglich in der Ortschaft Zboj.

Samstag 16.08.
Stadtbesichtigung Bardejov
(Bartfeld) und Bardejovské Kúpele

 

Mittelalterliches Flair, ein nacktes Hinterteil
und eine Freibadüberraschung

 

Herr Saláta, Kinderarzt und ehemaliger Leiter einer Kinderklinik, holte uns morgens im Hotel zur Stadtführung ab.

Bardejov (Bartfeld) ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum von Šariš (Scharosch) und hat heute knapp 33.000 Einwohner. Die Altstadt von Bardejov und das westlich gelegene ehemalige jüdische Viertel sind seit dem Jahr 2000 in der Liste des UNESCO – Weltkulturerbes aufgenommen. Außerdem bildet Bardejov mit den Zipser Städten Stará Ľubovňa (Alt-Lublau), Levoča (Leutschau) und Kežmarok (Käsmark) den Zusammenschluss „Slowakische Königstädte – Renaissance“ als Magnet für Besucher.

Trotzdem hält sich die Zahl der Touristen in Bardejov noch sehr in Grenzen.

1320 bekam der Ort die Stadtrechte und 1376 wurde Bardejov freie Königsstadt. Angeworbene Kolonisten, vor allem zugewanderte Tuchmacher aus Sachsen, brachten Wohlstand und Ansehen in die Stadt. Handel und Handwerk blühten und in Bardejov bildete sich eine der landesweit größten Zünfte. Bedingt durch den Reichtum der Stadt spielten Kultur und Bildung eine große Rolle. Der Bardejover Leonard Stöckel (1510-1560) kehrte nach einer Ausbildung in Košice, Breslau und Wittenberg als Schüler des Reformators Martin Luther (1483-1546) und des Theologen Philipp Melanchthon (1497-1560) in seine Heimatstadt zurück. Als Rektor des Humanistischen Gymnasiums (Humanistická škola) lockte er mit seinen modernen Unterrichtsmethoden Schüler aus ganz Ungarn an und die Schule erhielt einen bedeutenden Ruf. In der Zeit der Rathausplatz von Bardejov (Bartfeld)antihabsburgischen Aufstände, begleitet von Plünderungen und der Pest, verlor Bardejov nach und nach an Bedeutung. Auch die geographische Randlage veranlasste viele dazu, der Stadt den Rücken zu kehren. Im späten 18. Jh. erholte sich die Stadt wirtschaftlich. In dieser Zeit entwickelte sich auch das jüdische Viertel mit ca. 5.000 Bewohnern von insgesamt etwa 11.000 Einwohnern.

Heute leidet Bardejov unter einer hohen Arbeitslosigkeit. Tausende arbeiten auswärts in Tschechien, Deutschland, Italien und Großbritannien.

Nach diesen allgemeinen Informationen zeigte uns Herr Saláta das imposante Befestigungssystem der Stadt. Landesweit zählt es zu den am besten erhaltenen Schutzmauern, die den gesamten Stadtkern umgeben. Weiter ging es dann zum Mittelpunkt der Stadt, dem rechteckigen Rathausplatz — einem mittelalterlichen Juwel. Er ist von schmucken Bürgerhäusern aus dem 14. bis 16. Jh. gesäumt, Historisches Rathaus auf dem Rathausplatz von Bardejov (Bad Bartfeld)als die Niederlassung nach der Ankunft deutscher Siedler ihre Blütezeit erlebte.

In der Mitte des Platzes steht das 1509 fertig gestellte und gut erhaltene historische Rathaus. Das Gebäude der Spätrenaissance war Sitz des Stadtrats und Zentrum des kulturellen Lebens. Das Erdgeschoss diente dem Handel. Als Symbol der Gerechtigkeit blickt die Plastik des Ritters Roland vom Giebel herunter. Auch andere kleine Statuen zieren das Dach. Eine zeigt einen Jungen, der sein nacktes Hinterteil genau in die Richtung streckt, wo der damalige Bürgermeister wohnte. Es soll die Rache eines Baumeisters gewesen sein, der vom Stadtrat seinen vereinbarten Lohn nicht rechtzeitig erhielt. Im Sitzungssaal kann man die Wandmalerei „Das jüngste Gericht“ bewundern. Heute ist in Vom Giebel des historischen Rathauses in Bardejov schaut Ritter Rolanddem Gebäude ein Museum mit Sammlungen zur Stadtgeschichte.
 

An der Nordseite des Platzes steht die monumentale katholische Basilika des hl. Ägidius. Sie ist im 15. Jh. entstanden und dreischiffig.
Die Kirche zählt zu den wertvollsten nationalen Kulturdenkmälern der Slowakei. Außer dem Hauptaltar erwarten den Besucher noch elf weitere Flügelaltäre aus den Jahren 1460-1520, ein Bronzetaufbecken, Senatorenbänke und Mobiliar im Stil der Renaissance und des Frühbarock. Bezahlt wurden die Altäre von den Zünften, je wohlhabender die Zunft, desto prunkvoller der Altar. Erwähnenswert sind auch die Kreuzigungsgruppe „Golgatha“ unter dem Triumphbogen und der Grabstein des ehemaligen Herrn der mittlerweile zur Ruine verfallenen Burg Zborov, Juraj Seredy, unter der Altarstatue der Marienkapelle. VWetvoller Seitenaltar in der Basilika des h. Ägidius in Bardejov (Bartfeld)or der Basilika sind zwei ältere Kirchturmglocken platziert und die Statue des hl. Florian. Als Schutzpatron der Feuerwehr soll er an das 1774 wütende Feuer erinnern, durch das zahlreiche Häuser am Rathausplatz und Teile der Basilika in Flammen aufgingen.

Heute laden rund um den Rathausplatz zahlreiche Restaurants, Kneipen und Geschäfte zum Bummeln und Verweilen ein.

„Ich fühle mich wohl und frisch, und ich hoffe, dass dieses Gefühl jeder Kurgast erlebt.

Dies schrieb die Kaiserin „Sisi“ 1889 während ihrer Kur, nach dem Selbstmord ihres Sohnes, in Bardejovské Kúpele (Bad Bartfeld). Dieses kaiserliche Wohlgefühl wollten auch wir heute erleben. Gleich nach der Stadtführung fuhren wir mit dem Taxi in das 4 km entfernte Bardejovské Kúpele, das wir am Vortag schon kennen gelernt hatten. Ziel war das dortige Freibad, das jetzt am Samstagnachmittag nur spärlich besucht war. Nachdem wir tatendurstig ins Wasser sprangen, trauten wir unseren Augen nicht. Selbst an der hintersten Stelle war das 25 m lange Schwimmbecken nur 1,25 m tief. In diesem Flachwasser hielt sich das Schwimmvergnügen doch sehr in Grenzen. Schon eine dreiviertel Stunde später zwangen uns und die anderen Badegäste heftige Regenschauer fluchtartig das Badeareal zu verlassen.
An der Bushaltestelle sprach uns ein junger Mann auf Deutsch an. Er wollte wissen, woher wir kämen, er habe in Hamburg Elektrotechnik studiert und arbeite jetzt bei der Firma Telekom in
Košice. Wenn wir nach Košice kämen, müssten wir unbedingt den Dom besuchen. Rathausplatz von Bardejov (Bartfeld) am Abend

Zurück in Bardejov fanden wir am Rathausplatz ein wegen des schlechten Wetters sehr volles, aber gutes Café. Abends gönnten wir uns im Restaurant „Roland“ ein ausgezeichnetes Vier-Gänge - Menü. Auf dem Rathausplatz war eine Bühne aufgebaut und junge Nachwuchsrockgruppen „heizten den Zuschauern kräftig ein“. Besonders ein Elton-John-Double erhielt für seinen bravourösen Auftritt viel Beifall. So stellte sich jetzt am Abend bei uns doch noch ein „kaiserliches Wohlgefühl“ ein.

Als wir sehr spät ins Hotel zurückkamen, wurde dort gerade eine deutsch-slowakische Hochzeit gefeiert, und die slowakische Braut wurde von allen wegen ihrer Schönheit bewundert.

Unterkünfte und Wanderstrecke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rathausplatz von Bardejov (Bartfeld);
im Hintergrund die Basilika des Hl. Ägidius

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Historisches Rathaus von Bardejov (Bartfeld)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ritter Roland schaut von dem Giebel des historischen Rathauses in Bardejov

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seitenaltar in der Basilika  Hl. Ägidius  von Bardejov (Bartfeld)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rathausplatz von Bardejov (Bartfeld) am Abend

 

Fortsetzung Wanderbericht Etappe 8

Von Bardejov (Bartfeld) bis Prešov (Preschau)

 

Slowakei Etappe 6 (Wanderbericht)

Slowakisches Paradies

 

 

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