Montag 15.08. Stadtführung
Olomouc (Olmütz);
Kružberk (Kreuzberg) ― Podhradi (Nieder
Wigstein)
Der Inhaber des Hotels „Arigone“, Herr
Ondrej Pavelka,
ein ehemaliger Basketballspieler mit bestimmt 195 cm Größe, führte uns
vormittags im strömenden Regen durch die Stadt.
Olmütz hat ca. 100.000 Einwohner. Es ist die
zweitälteste Universitätsstadt, nach Prag, in Tschechien. 13.500 Studenten
studieren heute in der Stadt. Direkt gegenüber von unserem Hotel
stand das Jesuitenkolleg, wo Gregor Mendel (*1822 - 1884),
der Vater der Gentechnik, 1840 unter schwierigsten finanziellen
Bedingungen studierte.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Kollegs besichtigten wir die St.
Sarkanderkapelle. Sie wurde 1912 am Standort des abgerissenen
Stadtgefängnisses errichtet, in dem die Protestanten den katholischen
Pfarrer Johann Sarkander (*1576 - 1620) zu
Tode gefoltert hatten.
Im 18. Jh. entstanden unter Kaiserin Maria
Theresia in Olmütz viele barocke Bauten. Auf dem
Horní námĕstí (Oberring)
lenkte Herr
Pavelka
unsere Aufmerksamkeit zunächst auf die
Sloup Nejsvĕtĕjí Trojice
(Dreifaltigkeitssäule).
1754 wurde sie in Gegenwart der Kaiserin Theresia eingeweiht. Mit 32
Metern ist sie die größte ihrer Art in Mitteleuropa. An der Spitze des
Monumentalwerks prangt die goldene Dreifaltigkeitsplastik. 2001 wurde die
Säule in die Weltkulturerbenliste der UNESCO aufgenommen.
Zur Barockausschmückung der
Stadt gehören auch die sechs Brunnen.
Der Herkulesbrunnen (1687) befindet sich in der Nachbarschaft der Dreifaltigkeitssäule.
In der südöstlichen Ecke des Platzes steht der Caesarbrunnen (1725) mit
dem Reiterstandbild Caesars und einem Hund. Nach einer Sage soll Caesar
angeblich der Gründer von Olmütz gewesen sein. Der Hund symbolisiert die
Treue der Stadt Olmütz gegenüber dem österreichischen Kaiser.
Einen weiteren Anziehungspunkt stellt das Rathaus mit seinem
75 m hohen Turm dar. An der Nordseite befindet sich eine große
astronomische Uhr. Sie erinnerte mich an die Uhr auf dem Altstädter Ring
in Prag. 12 kleine Figuren stellen die 12 Monate, zwei Mosaikwandbilder,
ein Schlosser und ein Chemiker, die handwerkliche und die intellektuelle
Arbeit dar. Einmal am
Tag,
12:00 Uhr mittags, klingt aus dem Uhrwerk eine mährische Volksweise, dazu
dreht sich die "Arbeiterklasse" im Kreis. Das Glockenspiel endet mit dem
Erscheinen eines Hahns, Flügelschlagen und Krähen sollen kläglich wirken.
Der Wanderführer erinnerte unerbittlich an das folgende Tagesprogramm, so
dass es der Gruppe leider nicht ermöglicht wurde, den „heiseren“ Olmützer
Hahn anzuhören.
Als Wasserspielplatz konzipiert ist der
Arionbrunnen, der erst vor wenigen Jahren errichtet wurde. Der Aufschwung
der Stadt Olmütz nach dem Dreißigjährigen Krieg wird gleichnishaft mit
einer antiken Sage verglichen. Der griechische Dichter Arion wird auf See
von Piraten überfallen, springt ins Meer und wird von einem Delphin
gerettet. Der rettende Delphin ist in vielerlei Ausführungen
zu sehen.
Bereichert wird der Brunnen durch eine große steinerne Schildkröte. Wie
das neben stehende Bild zeigt, setzte sich unser Wanderführer sofort auf
ihren Rücken. Möge die Fähigkeit dieses Tieres, Alter bis zu 300 Jahren,
lange zu leben, auf ihn übergehen.
In Rathausnähe steht die Chrám sv. Mořice (St. Mauritius-Kirche) mit
einer der weltgrößten Barockorgeln. Mit 10.400 Pfeifen können zwei
Organisten gleichzeitig darauf spielen.
Südöstlich vom Rathaus liegt der Dolní
námĕstí
(Niederring). Hier
befinden
sich der Neptun- und Jupiterbrunnen sowie eine Mariensäule. In der
Mariensäule befindet sich in der Mitte eine runde Öffnung. Jeder Student
in Olmütz müsse hier einmal während seines Studiums hindurch klettern,
damit er sein Examen bestehe, erklärte uns Herr
Pavelka.
Dieser alte Brauch werde auch heute noch bei den Studenten praktiziert.
Námĕstí
Republiky (Platz der Republik) mit dem Tritonenbrunnen (1708) ist
der Dreh- und Angelpunkt des Universitätsviertels. Blickfang ist hier die
zweitürmige Barockkirche
Chrám Panny Marie Snĕžné (Maria-Schnee-Kirche).
Am Klarissenkloster und dem erzbischöflichen Palais vorbei erreichten wir
bald den
Wenzelsplatz mit der
Katedrála sv. Václava (Dom St.
Wenzel) (1131). 100 m hoch ist sein Ostturm. Romanische und gotische
Stilelemente sind erkennbar. Sehenswert im Inneren der Kirche sind die
Bischofsgräber und der kostbare Domschatz. In den Gebäuden des Domkapitels
nebenan, noch sehr zerfallen, komponierte der erst 11-jährige Wolfgang
Amadeus Mozart die 6. Sinfonie in F-Dur. Eine Gedenktafel erinnert heute
noch daran.
Für den Besuch einer
orthodoxen Kirche, die für die russischen Soldaten nach 1945 erbaut wurde,
Olmütz wurde russische Garnisonsstadt, reichte die Zeit nicht mehr. Anfang
der 90 er Jahre zogen die Russen ab.
In früheren Zeiten
lebten in Olmütz etwa 80 % Deutsche und nur 20 % Tschechen. Olmütz ist
nach Prag die Stadt mit den meisten und sehenswertesten Baudenkmälern in
Tschechien.
Pünktlich um 11:00 Uhr
fuhren wir dann mit dem Taxi eine längere
Strecke
bis nach Kružberk (Kreuzberg). Hier erreichten wir wieder den
europäischen Fernwanderweg E3 bzw. Internationalen Bergwanderweg Eisenach
- Budapest.
Für den den Rest des
Tages gingen wir an dem Flüsschen Moravice
(Mohra) entlang.
Immer wieder musste für längere Zeit der Regenschirm aufgespannt
werden. Zuerst marschierten wir links der Moravice (Mohra) durch
feuchte Wiesen im flachen Gelände. Ein Zeltplatz tschechischer
Jugendlicher machte bei dem Regenwetter einen bemitleidenswerten Anblick.
Auch in den folgenden Tagen kamen wir öfters an solchen Jugendzeltlagern
vorbei. Diese jungen Menschen hatten in diesen Augusttagen einfach mit dem
Wetter großes Pech. Nach einer kurzen Suche nach dem richtigen Weg
wechselten wir auf die andere Seite des Flusses. Ein kurzer Anstieg führte
auf einen schmalen Hangweg. Mit einem großen Stock musste gelegentlich wie
mit einer Machete der Weg gebahnt werden. Links fiel das Gelände steil zum
Wasser hinunter ab. Kleinere Kletteranstiege waren zu bewältigen. Das hier
vorkommende Kalk-Schiefergestein erwies sich als sehr rutschig. Einmal
passierten wir sogar eine Unglücksstelle, wo ein Ingenieur tödlich
abstürzte.
Immer wieder tauchten unterhalb schön heraus geputzte Datschen am anderen
Flussufer auf. Auch einzelne Reiher standen am Ufer. Von dem kleineren Ort
Podhradi (Nieder Wigstein) fuhren wir die letzten drei Kilometer
mit dem Bus nach Vitkov. Hier übernachteten wir im Hotel „Růže“ (Rose).
Abends
unternahmen wir einen Spaziergang in
die Stadt. Unmittelbar hinter unserem Hotel befanden wir uns in
einem sehr finsteren Viertel. Sehr herunter gekommene Plattenbauten waren
zu sehen – eine Romasiedlung. Ein sozialer Brennpunkt in der kleinen Stadt
Vitkov. Auf der Straße standen viele
Kinder und Jugendliche. Ein Polizeiauto fuhr vor, eine Scheibe in einem
Geschäft war eingeschlagen worden.
Die Polizisten empfahlen uns das Restaurant „Bowling“ außerhalb des
düsteren Stadtteils, wo wir gut zu Abend aßen. Besonders beliebt bei uns
wurde die zelená s klobásou (Krautsuppe mit Wursteinlage).
Politisch wurde zwischen uns an diesem Abend etwas heftiger im Hinblick
auf die anstehende Bundestagswahl diskutiert. Schwarz, Grün, Rot und Gelb,
alle Farben scheinen bei uns vertreten zu sein – auf die richtige Mischung
kommt es eben an!
Wanderetappe 15 km
Die
bedrückende Lage in der Romasiedlung veranlasste mich Informationen über
die
Volksgruppe der Roma
zu sammeln. |
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Unterkünfte
und
Wanderstrecke
Olomouc
(Olmütz)
"Mährisch Salzburg"
Sehenswürdigkeiten:
Horní námĕstí
(Oberring)
Dolní námĕstí
(Niederring)
Sloup Nejsvĕtĕjí Trojice;
(Dreifaltigkeitssäule)
zählt zu dem UNESCO Weltkulturerbe
Morový Mariánsky sloup
(Pestsäule)
7 Brunnen:
- Caesarova kašna
(Caesarbrunnen)
- Herkulova kašna
(Herkulesbrunnen)
- Merkurova kašna
(Merkurbrunnen)
- Kašna Tritónú
(Tritonenbrunnen)
- Jupiterova kašna
(Jupiterbrunnen)
- Neptunova kašna
(Neptunbrunnen)
- Ariónova kašna
(Arionbrunnen)
Katedrála sv. Václava
(St. Wenzels-Dom)
Radnice s orlojem
(Rathaus mit Turmuhr)
Kostel sv. Michala
(St. Michaelskirche)
Chrám Panny Marie Snĕžné
(Maria-Schnee-Kirche)
Chrám sv. Mořice
(St. Mauritius-Kirche)
Unser Hotel in
Olomoc |
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